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Hintergrund und Fragestellung:
Die Art und Intensität der Unterstützung während der Geburt wird international unterschiedlich ausgestaltet. Dies liegt an unterschiedlichen Traditionen, Kulturen, Gesetzen sowie an der Finanzierbarkeit dieser Leistung. Darüber hinaus haben sich die Betreuungsinhalte im letzten Jahrhundert durch den Übergang von der Hausgeburtshilfe zur Krankenhausgeburtshilfe verändert. Mit der medizinischen Weiterentwicklung traten technische Aspekte sowie die Überwachung der Gebärenden in den Vordergrund. In Krankenhäusern wird eine steigende Arbeitsbelastung dokumentiert (IQWIG 2006) und die Qualitätsberichte weisen zunehmende Sectioraten und eine Zunahme von Periduralanästhesien aus (AQUA 2011). Ein Grund für die Entwicklung kann eine fehlende kontinuierliche Betreuung der Gebärenden sein. Internationale Studien betonen die Bedeutung einer Eins-zu-eins-Betreuung und einer kontinuierlichen Unterstützung während der Geburt für ein verbessertes Geburtsergebnis (Hodnett et al. 2011). Diese Übersichtsarbeit soll die Bedeutung der Eins-zu-eins-Betreuung im internationalen Kontext beschreiben und die Übertragbarkeit der internationalen Ergebnisse auf deutsche Verhältnisse in der Geburtshilfe prüfen.
Methodik:
Eine systematische Literaturrecherche wurde in 12/2012 durchgeführt.
Ergebnisse:
Eine kontinuierliche Unterstützung während der Geburt führt zu einem Absenken der Interventionsraten. Ergebnisse internationaler Studien können nur bedingt auf deutsche Verhältnisse übertragen werden, da sich die Versorgungsstrukturen und die Zuständigkeiten, der an der Geburtshilfe maßgeblich beteiligten Professionen, unterscheiden.
Diskussion:
Eine professionelle Betreuung und emotionale Unterstützung kann eine wirksame Unterstützung für die Gebärende sein und eine Fragmentierung der Betreuung im Kreißsaal verhindern. Die finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen für eine Eins-zu-eins-Betreuung während der Geburt sollten ausgestaltet werden.
Schlussfolgerung:
In Deutschland sollten Studien durchgeführt werden, um die Effektivität der Eins-zu-eins Betreuung zu evaluieren.
Background
The continuous rise in caesarean rates across most European countries raises multiple concerns. One factor in this development might be the type of care women receive during childbirth. ‘Supportive care during labour’ by midwives could be an important factor for reducing fear, tension and pain and decreasing caesarean rates. The presence and availability of midwives to support a woman in line with her needs are central aspects for ‘supportive care during labour’.
To date, there is no existing research on the influence of effective ‘supportive care’ by German midwives on the mode of birth. This study examines the association between the attendance and workload of midwives with the mode of birth outcomes in a population of low-risk women in a German multicentre sample.
Methods
The data are based on a prospective controlled multicentre trial (n = 1,238) in which the intervention ‘midwife-led care’ was introduced. Four German hospitals participated between 2007 and 2009.
Secondary analyses included a convenience sample of 999 low-risk women from the primary analyses who met the selection criterion ‘low-risk status’. Participation was voluntary. The association between the mode of birth and the key variables ‘attendance of midwives’ and ‘workload of midwives’ was assessed using backward logistic regression models.
Results
The overall rate of spontaneous delivery was 80.7% (n = 763). The ‘attendance of midwives’ and the ‘workload of midwives’ did not exhibit a significant association with the mode of birth. However, women who were not satisfied with the presence of midwives (OR: 2.45, 95% CI 1.54-3.95) or who did not receive supportive procedures by midwives (OR: 3.01, 95% CI 1.50-6.05) were significantly more likely to experience operative delivery or a caesarean. Further explanatory variables include the type of hospital, participation in childbirth preparation class, length of stay from admission to birth, oxytocin usage and parity.
Conclusion
Satisfaction with the presence of and supportive procedures by midwives are associated with the mode of birth. The presence and behaviour of midwives should suit the woman’s expectations and fulfil her needs. For reasons of causality, we would recommend experimental or quasi-experimental research that would exceed the explorative character of this study.
Derzeit wird die Personalbedarfsermittlung von Hebammen im Kreißsaal vornehmlich erlösbasiert vorgenommen oder basiert auf einer Vereinbarung der Deutschen Krankenhausgesellschaft, den Krankenkassen und dem Deutschen Hebammenverband aus dem Jahre 1993 (Plücker 2012). Während das erstere Verfahren nicht den Personalstand dem tatsächlichen Bedarf anpasst, sondern lediglich die Erlöse berücksichtigt, ist das letztere Verfahren durch die Umstellung der Krankenhausfinanzierung nicht mehr bindend, beruht auf einer veralteten und nicht validen Datengrundlage (Lippert 1990).
Zudem erfordert eine veränderte Geburtshilfe in Deutschland, mit einer Zunahme an Kaiserschnitten und anderen Interventionen (AQUA 2012), eine aktuelle Analyse der Prozesse in geburtshilflichen Abteilungen, um ein adäquates und zeitgemäßes Instrument für die Personalbedarfsermittlung auszugestalten.
Im Rahmen des Forschungsschwerpunkts „Versorgung während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett – Instrumente zur sektorenübergreifenden Qualitätsentwicklung – IsQua“ an der Hochschule Osnabrück und dem Teilprojekt „Personalbedarfsermittlung von Hebammen im Kreißsaal“ wird diese Thematik im Rahmen einer Bachelorarbeit bearbeitet. Es werden jeweils zweiwöchige Hospitationen in voraussichtlich vier geburtshilflichen Abteilungen der vier verschiedenen Versorgungsstufen angestrebt. Unter Anwendung von Expertengesprächen (Meuser u. Nagel 2009), Dokumentenanalysen sowie nicht teilnehmender Beobachtung soll folgende Forschungsfrage beantwortet werden: Welche Prozesse von Hebammen im Kreißsaal gibt es, wie können sie definiert werden und welchen Einfluss haben diese auf den Personalbedarf?
Die Fertigstellung der Bachelorarbeit ist für Ende Januar 2014 geplant.
Das Ziel des Projekts ist mithilfe der Prozessanalyse in den teilnehmenden Häusern hebammenspezifische Tätigkeiten zu erkennen, zu definieren und einzugrenzen bzw. von hebammenfernen Tätigkeiten abzugrenzen. Durch das Erkennen und das Abgrenzen einzelner Prozesse kann eine Prozessoptimierung der Hebammenarbeit und somit eine verbesserte Versorgung und Betreuung der Frauen durch Hebammen in den geburtshilflichen Abteilungen erzielt werden.
Erste Ergebnisse werden auf der 2. Internationalen Fachtagung der DGHWi in Kassel vorgestellt.
Das Projekt greift ein aktuelles Thema der Berufsgruppe der Hebammen auf. Hebammenspezifische Tätigkeiten sollen beschrieben werden, um sich von anderen Berufsgruppen abgrenzen zu können. Nach den Hospitationen in den Häusern der verschiedenen Versorgungsstufen wird sich herausstellen welche Prozesse eindeutig abgrenzbar sind, wie man diese definieren kann und in wie weit Prozesse standardisierbar oder auf andere Häuser übertragbar sind und welchen Einfluss diese auf Personalbedarfsermittlung haben.
Mithilfe der Prozessanalyse und -optimierung kann einerseits das knappe Budget, welches aus Fallpauschalen errechnet wird optimal genutzt werden. Hebammen könnten primär hebammenspezifische Tätigkeiten ausüben und hebammenferne Tätigkeiten würden durch anderes Personal ausgeführt. Andererseits kann diese einen Ausgangspunkt zum tatsächlichen Personalbedarf geben sowie eine Grundlage für die Personalbedarfsermittlung schaffen (BMI 2007, Gütersloher Organisationsberatung GmbH 2011).