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Beate Hansen kommt mit akuten thorakolumbalen rechtsseitigen Schmerzen in die Physiotherapiepraxis von Harry von Piekartz. Auf den ersten Blick scheint sie ein klassischer „manueller“ Fall zu sein. Warum sie es nicht ist und was eine Diät mit Rückenschmerzen zu tun haben kann, lesen Sie in diesem Fall.
Warum ein Kind Kopfschmerzen bekommt oder dauerhaft darunter leidet, kann viele Faktoren haben. Manche sind beeinflussbar. So kann es zum Beispiel hilfreich sein, wenn ein Kind vor dem Schlafen nicht mehr fernsieht oder wenn belastende Schulsituationen in die Therapie einbezogen werden. Harry von Piekartz und Kim Budelmann geben einen Überblick, was kindliche Kopfschmerzen beeinflussen kann.
Paul Brand, 51 Jahre, hat seit sechs Wochen Schmerzen im rechten Nacken-, Hals- und Schläfenbereich. Zudem plagen ihn im rechten Auge pulsierende Schmerzen. Vor acht Wochen war er mit dem Rad auf Glatteis ausgerutscht. Doch in der Therapie wird schnell klar, dass der Unfall nichts mit den jetzigen Beschwerden zu tun hat.
Bert Hummel hat seit zwei Wochen starke Schulterschmerzen. Seit Kurzem schwindet zudem seine Kraft in der Schultermuskulatur. Sein Hausarzt diagnostiziert ein „zervikobrachiales Syndrom“. Doch für Physiotherapeut Harry von Piekartz stellt sich die Schulterproblematik ganz untypisch dar. Das gilt besonders für die neurologischen Symptome.
Ernst Kober ist seit mehreren Monaten krankgeschrieben – aufgrund von Schmerzen im Nacken, Rücken und der Hand. Er denkt, seine Arbeit sei der Grund für seine Beschwerden – eine Yellow Flag? Physiotherapeut Harry von Piekartz findet noch mehr dieser Flaggen. Doch es stellt sich heraus: Deren Farbe hätte eigentlich eine andere sein müssen.
Mitten in der Vorbereitung auf ein Turnier bekommt Wasserballerin Anja stechende Schmerzen in ihrer linken Flanke. Physiotherapeut Dr. Harry von Piekartz vermutet zunächst eine Nierenpathologie. Doch die bestätigt sich nicht. Bei der körperlichen Untersuchung entdeckt der Therapeut die eigentliche Schmerzquelle: eine Laune der Natur.
Renate K. hat Schmerzen im Nacken, in der Schulter, im Arm und in der gesamten Hand. Doch die Symptome kommen Physiotherapeut Prof. Dr. Harry von Piekartz seltsam vor. Sie entsprechen keinem muskuloskeletalen Muster. Zudem ist Frau K. grundlos heiser – und hat eine verdickte Stelle hinter dem M. pectoralis major.
Ein Fallbericht mit medizinischem Hintergrundwissen von Prof. Dr. Christoff Zalpour.
Prof. Harry von Piekartz arbeitet als Physiotherapeut in den Niederlanden. Im Direct Access muss er erkennen, ob Physiotherapie indiziert ist oder ob er den Patienten besser zum Arzt schickt. Bei Herrn S. wird er stutzig. Denn dieser hat nicht nur Rückenbeschwerden, sondern auch Schmerzen beim Wasserlassen.
Ein Fallbericht – mit medizinischem Hintergrundwissen von Prof. Christoff Zalpour.
Bei dieser mit dem dbl-Nachwuchspreis 2018 ausgezeichneten Pilotstudie erhielten sechs ProbandInnen in der Akutphase ihres erstmaligen Schlaganfalls eine hochfrequente Therapie in Anlehnung an die Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF) kombiniert mit motorischer Imagination einer autobiografischen Erinnerung oder nur in Anlehnung an PNF. Zentrale Fragestellungen vor und nach der Intervention waren die Veränderungen des Schweregrades der Fazialisparese und der krankheitsbezogenen Lebensqualität der Betroffenen.
Hintergrund
Ziel dieser Studie ist es, die Auswirkungen einer Kinesiophobie auf die Emotions- sowie Lateralitätserkennung zu untersuchen.
Material und Methoden
67 Probanden mit chronischen muskuloskeletalen Schmerzen wurden untersucht. Hierbei erzielten 24 Probanden einen Wert von >37 auf der Tampa-Skala für Kinesiophobie und wurden in die Querschnittstudie eingeschlossen. Die Fähigkeit zur Erkennung mimisch codierter Basisemotionen wurde mittels des Facially-Expressed-Emotion-Labeling(FEEL)-Tests und die Lateralitätserkennung anhand eines speziellen Face-Mirroring-Assessment-and-Treatment-Programms ermittelt. Die Toronto-Alexithymie-Skala (TAS) 26 diente zur Erfassung einer Alexithymie.
Ergebnisse
Der FEEL-Score der Probanden mit Kinesiophobie war signifikant niedriger (p = 0,019). Die Basisemotionen Angst (p = 0,026), Ärger (p = 0,027) und Überraschung (p = 0,014) verdeutlichten einen signifikanten Unterschied zwischen den Ergebnissen der Querschnittstudie und gesunden Probanden. Der Alexithymiefragebogen TAS-26 zeigte lediglich in der TAS 1 (Schwierigkeiten bei der Identifikation von Gefühlen; p = 0,008) einen signifikanten Unterschied zwischen Probanden mit Kinesiophobie.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse zeigen, dass kinesiophobische Patienten Veränderungen in der Emotions- und Lateralitätserkennung sowie alexithyme Merkmale aufweisen.
Hintergrund
Obwohl chronische Schulterschmerzen sehr weit verbreitet sind und myofasziale Triggerpunkte (mTrP) als häufig gelten, bleibt ihr Einfluss auf das Schmerzgeschehen unklar. Nur in wenigen kontrolliert angelegten Studien wurde der Effekt einer manuellen Triggerpunktintervention untersucht.
Zielsetzung
Diese randomisierte, kontrollierte Studie (RCT) vergleicht die kurzfristigen Effekte einer manuellen Druckdehnmanipulation (n = 6) bei unilateralen Schulterschmerzen und vorliegendem myofaszialem Syndrom (MFS) im Vergleich mit einer manuellen Scheintherapie (Sham-Therapie; n = 6).
Material und Methoden
Die Messungen erfolgten vor der ersten und nach der zweiten Intervention. Neben der Druckschmerzschwelle [„pressure pain thresholds“ [PPT]) der mTrP wurden symmetrisch lokalisierte Vergleichspunkte auf der symptomlosen Seite sowie neutrale Hyperalgesiepunkte erhoben, um eine potenzielle unilaterale oder generalisierte Hyperalgesie zu erkennen. Daneben wurden der Schmerzwert auf der visuellen Analogskala in Ruhe und bei Bewegung sowie der Neck Disability Index (NDI) und der Disability-of-Arm-Shoulder-Hand (DASH)-Fragebogen erhoben.
Ergebnisse
Beide Behandlungsmodalitäten führten zu einer signifikanten Verbesserung, allerdings war die manuelle Triggerpunktintervention der Sham-Therapie, gemessen an verschiedenen Parametern, signifikant überlegen.
Schlussfolgerung
Die signifikante PPT-Verbesserung in der Interventionsgruppe auch an unbehandelten Stellen lässt auf eine zentrale Modulation der Reizschwelle durch eine Druckdehnmanipulation schließen. Die signifikanten Effekte der Sham-Therapie sind möglicherweise darauf zurückzuführen, dass es sich um eine Hands-on-Technik handelt und dass es durch die Diagnostik und PPT-Messungen mehrmals zu einer Gewebevorspannung in der Triggerpunktregion kam.
Einleitung
Ziel dieser Studie war es, zu untersuchen, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen einer mechanisch gesteuerten Traktion am Handgelenk und den nächtlichen Kribbelparästhesien sowie der Funktionsfähigkeit bei Patienten mit Karpaltunnelsyndrom.
Methode
In der vorliegenden Interventionsstudie wurden 21 Patienten mit Karpaltunnelsyndrom präoperativ sechsmal mittels des Traktionsgerätes Phystrac GR 10 behandelt. Die Messung der Effekte wurde vor sowie nach der ersten, dritten und sechsten Intervention durchgeführt. Als Assessment-Instrumente wurden die Sonografie, der Hand Grip Dynamometer, die Visuelle Analogskala und der Boston Carpal Tunnel Syndrome Questionnaire genutzt. Letzterer wurde nur zu Beginn und am Ende der Studie ausgefüllt.
Ergebnisse
Statistisch signifikante Ergebnisse konnten für eine Verbesserung der Funktionsfähigkeit (p = 0,023) und eine Reduktion der nächtlichen Kribbelparästhesien (p = 0,001) nach sechs Interventionen erzielt werden. Zudem konnte eine Korrelation zwischen diesen Parametern nachgewiesen werden (r = 0,497 zu Beginn und r = 0,591 am Ende der Studie). Die Parameter Querschnittsfläche sowie transversales und longitudinales Gleiten des N. medianus, Greifkraft, Schmerzen beim Greifen und Symptome veränderten sich nicht signifikant.
Schlussfolgerungen
Die vorliegende Studie konnte aufzeigen, dass eine mechanisch gesteuerte Traktion eine wirkungsvolle konservative Intervention bei Karpaltunnelsyndrom darstellt und als mögliche Alternative zu operativen Eingriffen am Karpaltunnel gesehen werden sollte. Es ist davon auszugehen, dass eine mechanisch gesteuerte Traktion Einfluss auf die intraneuralen physiologischen Eigenschaften und weniger auf die Mechanik des N. medianus nimmt.
Einleitung
Lymphödeme können als direkte Erkrankung oder als Symptome bei vielen Krankheiten auftreten. Die gängigste Methode zur Behandlung von Lymphödemen ist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE), die sich aus Manueller Lymphdrainage (MLD), Kompression, Bewegungsübungen und Hautpflege zusammensetzt. In Deutschland wird meist nur MLD verschrieben. Das Ziel dieses systematischen Reviews ist es, die Effektivität der MLD zu überprüfen.
Methodik
Es wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt und zusätzlich Kontakt zur Deutschen Gesellschaft für Lymphologie (DGL) aufgenommen. Die Studien wurden anhand von Kriterien der Cochrane Collaboration auf ihr Evidenzlevel hin überprüft und die methodische Qualität mithilfe der PEDro-Skala beurteilt.
Ergebnisse
37 in diese Übersichtsarbeit eingeschlossene Studien umfassen die Behandlungsmethoden MLD alleine, MLD in Kombination mit Kompression und MLD mit zusätzlicher Physiotherapie sowie mechanische Druckkompression und KPE. Die Evidenzlevel waren unterschiedlich und die methodische Qualität der Studien mäßig. Alle Studien zum Thema Lymphödembehandlung bei Brustkrebspatienten zeigten gute Erfolge, unabhängig von der Art der Intervention.
Schlussfolgerungen
Während zur Behandlung von Lymphödemen infolge von Brustkrebs einige Studien vorhanden sind, gibt es zu allen anderen Krankheitsbildern, die im Heilmittelkatalog angegeben sind, kaum Studien. Hier wird dringend weitere Forschung benötigt.
Zielsetzung
Bis dato konnte keine Studie eine Veränderung der Druckempfindlichkeit der myofaszialen Tender- oder Triggerpunkte (MTrP) bei Patienten mit kraniomandibulärer Dysfunktion (CMD) im extratrigeminalen Versorgungsgebiet nachweisen. Ziel dieser Studie war herauszufinden, ob die Druckempfindlichkeit der MTrP bei CMD-Patienten sowohl im trigeminalen als auch im extratrigeminalen Versorgungsgebiet im Vergleich zu gesunden Kontrollen erhöht ist. Außerdem sollte untersucht werden, inwieweit MTrP als Marker geeignet sind, eine Hyperalgesie bei CMD-Patienten zu diagnostizieren.
Probanden und Methoden
Für die Studie wurden 34 CMD-Patienten und 30 Probanden ohne CMD rekrutiert. In beiden Gruppen wurde die mechanische Schmerzschwelle an trigeminalen und extratrigeminalen MTrP gemessen und verglichen. Zusätzlich wurde mittels ROC-Kurve untersucht, welcher Marker am besten geeignet ist, CMD-Patienten als hyperalgetisch zu klassifizieren.
Ergebnis
Die Druckempfindlichkeit aller MTrP der trigeminalen und extratrigeminalen Körperregionen war in der CMD-Gruppe signifikant erhöht. Selbst nach Korrektur für multiples Testen blieben die meisten Effekte signifikant. Von den untersuchten MTrP war der M. trapezius am besten geeignet, CMD-Patienten als hyperalgetisch zu klassifizieren. Bei einer falsch-positiven Rate <5 % wurden ca. 42 % der CMD-Patienten als hyperalgetisch klassifiziert.
Schlussfolgerung
Die signifikanten Unterschiede der Druckempfindlichkeit der MTrP in trigeminalen und extratrigeminalen Körperregionen lassen auf eine Hyperalgesie bei CMD-Patienten schließen. Diese kann möglicherweise mit dem Marker des M. trapezius diagnostiziert werden. Hierzu sind jedoch weitere Studien notwendig, die u. a. geschlechts- und altersspezifische Referenzwerte ermitteln.
Hintergrund
Persistierende chronische Schmerzen führen zu kortikalen Veränderungen in Arealen, die an der Emotionserkennung beteiligt sind. Wand et al. belegen einen engen Zusammenhang zwischen der affektiven Schmerzkomponente und dem Ausmaß dieser Veränderungen. In der Folge kann sich das Emotionsprofil verändern und es können Schwierigkeiten in der emotionalen Kommunikation auftreten.
Material und Methoden
49 Patienten mit „chronic low back pain“ (CLBP) wurden mithilfe der Graded Chronic Pain Scale (GCPS) nach GCPS-Grad 1 + 2 und GCPS-Grad 3 + 4 unterteilt. Bei allen Patienten wurde die Fähigkeit zur Erkennung mimisch codierter Basisemotionen mit dem Facially-Expressed-Emotion-Labeling-Test (FEEL) untersucht. Zudem wurde mit der Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS-26) überprüft, ob die Patienten alexithyme Merkmale zeigten. Eine differenzierte Auswertung fand für die Gruppe mit GCPS-Grad 3 + 4 (n = 35) statt.
Ergebnisse
Der FEEL-Test verdeutlichte, dass die Gruppe mit GCPS-Grad 3 + 4 die Basisemotion Überraschung signifikant häufiger (p = 0,001) als Gesunde (Vergleich mit Normwerten) erkannte und ein gesteigertes Niveau an momentan erlebtem Ärger zeigte. Nach der TAS-26 zeigten 28,5 % der CLBP-Patienten alexithyme Merkmale.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse offenbaren, dass Patienten mit chronifizierten lumbalen Rückenschmerzen Veränderungen in der Emotionserkennung sowie alexithyme Merkmale zeigen. Zur Bestätigung dieser Ergebnisse sowie zur Absicherung der erkannten Tendenzen sind weitere Studien mit einer größeren Stichprobe nötig.
Bei 44–65 % aller Schulterbeschwerden ist die Ursache ein multifaktorielles mechanisches Impingement-Syndrom infolge einer Kompression subakromialen Gewebes.
Zervikothorakale und thorakale Manipulationen haben kurzfristig einen positiven Effekt auf die Schmerzen und die Bewegungsfunktionen, die langfristige Wirkung ist jedoch nicht signifikant.
Risiken der Physiotherapie
(2013)
Ausgehend von zwei Fällen, bei denen Säuglinge während einer Behandlung gestorben sind, werden die möglichen Risiken manueller Therapien im Nackenhalsbereich beschrieben. Welche Möglichkeiten gibt es, um das richtige Vorgehen bei der passenden Therapie zu überprüfen und einen qualifizierten Therapeuten zu finden?
Die Zahl der Migräneerkrankungen im Kindesalter nimmt stetig zu. Die betroffenen Kinder und ihre Angehörigen sind einem großen Leidensdruck ausgesetzt. Das klinische Bild der kindlichen Migräne ist bisher jedoch nicht umfassend erforscht, was zu Einschränkungen hinsichtlich der Diagnose- und Therapiemöglichkeiten führt.
Die vorliegende Querschnittstudie untersuchte den Einfluss neuromuskuloskeletaler Faktoren auf die kindliche Migräne aus dem Blickwinkel der manualtherapeutischen Untersuchung und Behandlung.
Beim Vergleich von Kindern mit Migräne und einer symptomfreien Kontrollgruppe (Schmerzintensität, kraniozervikaler Winkel, aktives physiologisches Bewegungsausmaß der HWS, Druckschmerzschwelle, Lageschwindel) fanden sich signifikante Unterschiede bezüglich der Schmerzintensität und dem kraniozervikalen Winkel.
In der Physiotherapie stellen Patienten mit Nackenbeschwerden die zweitgrößte Behandlungsgruppe dar. Ein Großteil der Beschwerden ist durch Verletzungen nach einem Verkehrsunfall verursacht und präsentiert sich mit einem Distorsionstraumata der HWS (Whiplash-associated disorders, WAD). In ca. 20 % der Fälle entwickelt sich ein chronischer Zustand mit komplexen Störungen und Einschränkungen bei Aktivitäten sowie reduzierter Lebensqualität.
Das prospektive Fallbeispiel (Pre-post Design) untersucht die Effektivität und den Einfluss eines speziellen okulomotorischen Trainingsprogramms bei einer WAD-Patientin. Außerdem werden die Kontextfaktoren sowie mögliche Beschwerdeursachen beleuchtet. Es fanden sich signifikante Verbesserungen der Schmerzintensität (–50 %), des Neck Disability Index und des Joint position error. Die Berg-Balance-Skala und der Cover-Test zeigten keine signifikanten Veränderungen.
Okulomotorisches Training hatte eine positive Auswirkung auf das subjektive und objektive Beschwerdebild bei einer Patientin mit chronischen WAD. Das Ergebnis ist zwar nicht auf alle WADPatienten übertragbar, weist aber Kliniker und Forscher darauf hin, wie sich okulomotorisches Training in die Therapie und zukünftige Forschungsprojekte integrieren lässt.
Whiplash-associated Disorders (WAD) sind häufig vorkommende Symptomenkomplexe. Diese können akut wie chronisch vielerlei Symptome in verschiedensten Gewebetypen und Körperregionen hervorrufen, ohne dass die dahinter steckenden Mechanismen genau bekannt sind. Dieser Artikel behandelt die Frage, ob bei WAD-Patienten auch okuläre Dysfunktionen vorkommen, und falls dies der Fall ist, um welche Störungen es sich handelt und ob neuromuskuloskelettale Therapie – im Speziellen Manuelle Therapie der kraniozervikalen Region – die Dysfunktionen positiv beeinflussen kann. Aus den durch systematische Literatursuche in mehreren Datenbanken gefundenen Artikeln lässt sich der Schluss ziehen, dass es zu verschiedensten okulären Dysfunktionen bei WAD kommen kann. Dabei besteht momentan schwache Evidenz für Effekte neuromuskuloskelettaler Therapie bei okulären Dysfunktionen von WAD-Patienten.
Daher kann derzeit nur eine vorsichtige Empfehlung für neuromuskuloskelettale Therapiemaßnahmen zum Erkennen und Behandeln von okulären Dysfunktionen bei WAD-Patienten gegeben werden. Die Behandlung umfasst alle wichtigen Teilaspekte, wie z. B. Balance, Kopf-Augen-Koordination, Bewegungs- und Körpersinn, Schmerzmanagement und zervikale Range-of-motion-Übungen.
Der N. mandibularis und seine Äste müssen sich bei Bewegungen des Kiefers und der HWS an die veränderten umliegenden Strukturen anpassen, um die Funktionsfähigkeit zu erhalten. Ziel dieser Querschnittstudie war herauszufinden, ob sich die Neurodynamik des N. auriculotemporalis mithilfe von Sonografie untersuchen lässt. Dazu wurde bei 21 Probanden der N. auriculotemporalis im Querschnitt (transversal) und in longitudinaler Ansicht während verschiedener kombinierter Kiefer- und zervikaler Bewegungen aufgezeichnet und beurteilt.
Die transversale Untersuchung ergab die signifikant größten Bewegungen bei hochzervikaler Flexion der HWS und gleichzeitiger Laterotrusion der Mandibula zur Gegenseite. Die longitudinale Untersuchung zeigte eine vermehrte Bewegung des Nervs bei Einstellung der HWS in hochzervikaler Flexion im Vergleich zur habituellen Position bei Depression und Laterotrusion der Mandibula zur Gegenseite (nicht signifikant). Eine Korrelation zwischen den Resultaten der transversalen longitudinalen Messung war nicht nachweisbar. Die Ergebnisse lassen annehmen, dass vor allem hochzervikale Flexion, Laterotrusion und Depression einen Einfluss auf die Dynamik des N. auriculotemporalis haben.
Passive manuelle Mobilisationen – vor allem die manuelle longitudinale Bewegung nach kaudal (Traktion) – sind in der kraniomandibulären Region eine häufig angewandte wirksame manuelle Intervention. In dieser randomisierten kontrollierten Studie wurden eine einmalige kurzzeitige manuelle Traktion nach kaudal appliziert und der Einfluss auf den Kiefergelenkspalt bei Patienten mit kraniomandibulären Dysfunktionen (CMD) gemessen. Primär wurde die Distanzveränderung zwischen dem Condylus mandibulae und der Fossa articularis mittels Ultraschall untersucht. Die Messungen nahm eine verblindete Therapeutin direkt nach und 2-4 Tage nach der Behandlung vor. Eine Verblindung aller Probanden war gegeben. Die Interventionsgruppe wies direkt nach der Behandlung keine statistisch signifikante Veränderung des kraniomandibulären Gelenkspalts auf. Nach 2–4 Tagen zeigte sich eine statistisch signifikante Vergrößerung der Distanz. Zusätzlich gemessene Schmerzen präsentierten keine statistisch signifikanten Unterschiede. Innerhalb der Placebogruppe sowie zwischen beiden Gruppen ergaben sich im Vorher-nachher-Vergleich keine statistisch signifikanten Unterschiede in allen Parametern. Obwohl die subjektiven Beschwerden beider Gruppen unverändert waren, erzielte die Applikation der einmaligen kurzzeitigen manuellen Traktion von 4 Minuten in der Interventionsgruppe nach 2-4 Tagen eine minimale Veränderung der Distanz des Gelenkspalts. Nach Anwendung der Placebobehandlung ließen sich hingegen keine signifikanten Veränderungen nachweisen. Gelenkspaltseparation hängt nicht direkt mit der subjektiven Verbesserung der Interventions- und Placebogruppe zusammen.
Zervikogene Kopfschmerzen
(2013)
Zervikogene Kopfschmerzen
(2011)
Kiefer, Gesichts- und Zervikalregion : neuromuskuloskeletales Assessment und Behandlungsstrategien
(2015)
Der N. medianus besitzt die Fähigkeit, bei Extremitätenbewegungen in seinem umliegenden Gewebe zu gleiten. Dieses wichtige physiologische Phänomen minimiert bei Engpasssyndromen Zug und Druck auf den Nerv. Das Karpaltunnelsyndrom (CTS) stellt in der Praxis die am häufigsten auftretende und stark behandlungsresistente periphere Neuropathie dar. Die verminderte Dynamik des N. medianus kann ein beitragender Faktor eines lange bestehenden CTS sein. Die vorliegende Querschnittstudie untersuchte die transversale Gleitfähigkeit des N. medianus mittels sonografischer Diagnostik an CTS-Patienten (Gruppe A). Die Nervenbewegung wurde hierfür durch passive Bewegungsmanöver an der HWS mittels einer Kontralateralflexion und einem Cervical lateral glide sowie durch aktive Bewegungen der Finger und der Schulter provoziert. Die Ergebnisse wurden im Anschluss mit den Resultaten einer früheren Untersuchung gleicher Art an gesunden Probanden (Gruppe B) verglichen. Die Bewegungsmanöver der oberen Extremität wurden zudem an gesunden Probanden durchgeführt (Gruppe B2). Das Ziel der Studie war es herauszufinden, ob die Manöver einen signifikanten Einfluss auf die Gleitfähigkeit sowie auf die Größe des Flächeninhalts des N. medianus ausüben und ob sich die Veränderungen in der CTS-Gruppe im Gegensatz zur Kontrollgruppe signifikant unterschiedlich darstellen. Sowohl distale Bewegungen der Fingergelenke als auch die zervikalen Bewegungsmanöver beeinflussten das transversale und longitudinale Gleiten des N. medianus. Am Unterarm zeigten sich deutliche Unterschiede in der Nervenbewegung zwischen den gesunden und den CTS-Probanden, was auf einen möglichen Einfluss des Cervical lateral glide auf die Neurodynamik des N. medianus bei CTS hindeutet.