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In dieser grundlegenden Darstellung wird ein orientierender Einblick in das Handlungsfeld, seine Geschichte, seine Organisationsformen und die auslösenden gesellschaftlichen Problemlagen gegeben. Die arbeitsfeldbezogenen Berichte und Übersichten liefern fundierte Sachinformation, beleuchten Entwicklungstrends, markieren Grenzen und zeigen Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit auf. Der Band ist ein Basistext für Ausbildung und Praxis der Jugendhilfe.
Kinder- und Jugendarbeit wird in diesem Beitrag als spezifischer Ort der Kommunikation, demokratisch strukturierten Partizipation, Anerkennung sowie Selbst- und Gemeinwirksamkeit verstanden. Das sind die Annahmen einer kommunalen Sozialpädagogik, die raum- und gesellschaftstheoretische Bezüge vereint, um daraus sozialpädagogische Grundsätze, theoretische Kategorien sowie Handlungsprinzipien einer Unterstützung von Subjektbildung abzuleiten. Lebensweltliche und institutionelle Öffentlichkeiten der Verständigung sowie Teilnahmeerfahrungen sind Ziele einer solchen Pädagogik des Sozialen im Stadtteil. Im Ergebnis dieses Beitrags wird davon ausgehend eine konzeptionelle Entwicklungsmatrix für die Offene Kinder- und Jugendarbeit entworfen – als Theorie (in) ihrer Praxis.
Kommunale Bildungslandschaften stehen aktuell für die Vernetzung von Bildungsakteuren in Städten oder Gemeinden, um durch eine bessere Abstimmung die Planung und Steuerung der Bildungsangebote für junge Menschen zu optimieren. Schlüsselthemen der Bildungslandschaften sind u. a. die unklare Problemorientierung und die fehlende Beachtung des öffentlichen Raums als gesellschaftsbildenden Teil der Kommune. Offene Kinder- und Jugendarbeit ist gefordert, eine Positionsbestimmung in diesem Netzwerkgeschehen vorzunehmen: Insbesondere eine steuerungs- sowie eine bildungstheoretische Perspektive dieser Verortung erweisen sich für sie dabei als relevant. Der Beitrag entwirft auf dieser Grundlage die Potenziale, aber auch klare Grenzen der Einbeziehung Offener Kinder- und Jugendarbeit in kommunale Bildungsnetzwerke.
Ein Zusammenspiel von Lebensräumen, Gesellschaftlichkeit und Partizipation steht im Mittelpunkt jeder pädagogischen Praxis in den Kommunen. Die Entwicklung junger Menschen bei diesem Zusammenspiel zu unterstützen ist das Anliegen der Jugendarbeit. Das ist die Ausgangsthese von Stephan Maykus im dritten Beitrag. Er umreißt eine kommunale Sozialpädagogik, welche die konzeptionelle Basis von Kinder- und Jugendbildung in Stadtteilen und Gemeinden ist. Maykus reflektiert die pädagogische Qualität von sozialen Räumen, so wie sie von Jugendlichen wahrgenommen werden. Im Anschluss daran denkt er über eine Pädagogik demokratischer Partizipation als Subjekt- und Gesellschaftsbildung nach und verdeutlicht sie mit dem Beispiel eines Jugendhauses. Dieses folgt der Grundannahme, dass Kinder und Jugendliche für ihre Identitätsentwicklung Gelegenheiten der sozialen und individuellen Entfaltung benötigen, die nicht einfach nur gegeben sind, sondern besonderer Orte in ihrem Stadtteil bedürfen. Das Jugendhaus ist ein solcher Ort, der im Sinne einer kommunalen Sozialpädagogik Erfahrungen der Partizipation, der individuellen Urteils-, Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit als Ausdruck von Selbstwirksamkeit und Gemeinwirksamkeit in Gruppen unterstützt.
In der inklusiven Grundschule arbeiten zunehmend verschiedene Professionen, wie bspw. Lehrer*innen, Sonderpädagog*innen oder Schulsozialarbeiter*innen, interprofessionell zusammen. Dieser Wandel in schulischen Arbeitskontexten geht mit veränderten Professionalisierungsanforderungen für die Lehr- und Fachkräfte einher (vgl. Kleina & Tan, 2019, S. 63). Die Praxis interprofessioneller Kooperation in der inklusiven Grundschule ist dabei bisher nur in Teilfragen erforscht (vgl. Moldenhauer, 2019), kaum aber mit Blick auf die Erfahrungen und Erwartungen der pädagogischen Lehr- und Fachkräfte selbst. Hierzu werden Ergebnisse einer quantitativen Bedarfserhebung (N=271), welche im Rahmen des vom BMBF geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojektes InproKiG bei Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften von Schulteams in Niedersachsen und Hessen durchgeführt wurde, vorgestellt. Die Ergebnisse geben Aufschluss über die Entwicklung und Gestaltung von Qualifizierungsmaßnahmen in diesem Bereich. Neben der Qualifizierung der bereits tätigen Lehr- und Fachkräfte, kann das InproKiG-Manual auch in der Lehrer*innenausbildung eingesetzt werden.
Der Beitrag geht der Frage nach, wie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Ausgestaltung interprofessioneller Kooperationen von Lehr- und Fachkräften in Grundschulteams zusammenhängt. Zunächst wird die Bedeutung von Vertrauen in der Zusammenarbeit als Voraussetzung für interprofessionelle Kooperation behandelt und anschließend durch die Darstellung und Diskussion quantitativer Ergebnisse eines Forschungs- und Entwicklungsprojektes zur interprofessionellen Kooperation in inklusiven Grundschulen konkretisiert. Die Studienergebnisse zeigen, dass die befragten Lehr- und Fachkräfte (n=208) enger und intensiver zusammenarbeiten, je stärker das Vertrauensniveau im Kollegium ausgeprägt ist. Schlussfolgernd sollten Fort- und Weiterbildungsangebote für Lehr- und Fachkräfte inklusiver Grundschulen auch die Entwicklung, Aufrechterhaltung und Intensivierung einer vertrauensvollen interprofessionellen Kooperation unterstützen.
Kommunale Bildungsplanung
(2020)
Damit Bildungs- und Befähigungsgerechtigkeit unterstützt wird, wie es bereits im 13. Kinder- und Jugendbericht heißt (BMFSFJ, 2009, S. 250), wird eine interprofessionelle Vernetzung gefordert, die nicht nur die Etablierung von Gesundheitsförderung durch die Kinder- und Jugendhilfe im Bereich der Ganztagsbetreuung und Schulen allgemein meint (als institutionelle Verankerung der Kooperation), sondern Netzwerkbildung explizit in einen räumlich sowie kommunal zu verantwortenden Zusammenhang stellt und unmittelbar Bezüge zu Überlegungen einer Bildungslandschaft aufweist (ebd., S. 259). Diese Perspektive ist einerseits Inbegriff kommunal vernetzter Infrastruktur von sozialen Angeboten und andererseits eines Miteinanders, von Integration und Vielfalt, von Engagement und Partizipation der Bürger/innen in einer Kommune. Den Kommunen wird in diesem Zuge abverlangt, den eigenen Anteil an der Gestaltung von Lebensbedingungen, durch entsprechende Prioritätensetzungen in der kommunalen Sozialpolitik, zu stärken und eine Gesamtstrategie zu entwickeln, die anhand verbindlicher Leitorientierungen, auf der Grundlage planerischer Prozesse und ressortübergreifend, das Aufwachsen junger Menschen gezielt befördert (Maykus, 2010).
Der zentrale Referenzrahmen für die Überlegungen zu einer Ganztagsbildung, wie sie in diesem Handbuch entfaltet werden, ist ein erweitertes Bildungsverständnis. Dieses erweiterte Bildungsverständnis integriert die unterschiedlichen Bildungsund Lernorte sowie Akteure der Bildungsförderung zu einer gemeinsamen Perspektive: Junge Menschen lernen immer und überall, an unterschiedlichen Orten und in einem Zusammenspiel von formellen, informellen sowie non-formalen Bildungsqualitäten. Ein derart sozialpädagogisiertes Bildungsverständnis, die Maxime einer ‚Alltags- und Lebensbildung‘ (Rauschenbach, 2009), regt eine neue Qualität der Kooperation von Jugendhilfe und Schule an, eine Neujustierung beider Systeme, die weit über Fragen der Entwicklung von Kooperationspraxis in einzelnen Schulen hinausgeht und nachhaltige, strukturelle Verzahnungen in Form von Bildungslandschaften anstrebt (Maykus, 2015).
Jugend ermöglichen – diese Leitformel steht im Mittelpunkt des 15. Kinder- und Jugendberichtes der Bundesregierung, der die Lebenslage Jugend in ihren gegenwärtigen Bedingungen für die Qualifizierung, Verselbstständigung und Selbstpositionierung beschreibt. Es wird für eine neue Jugendorientierung plädiert: Inwiefern betrifft es auch die Kooperation von Schule und Jugendhilfe?