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Wohl kaum ein Thema wird uns in den nächsten Jahren in der Eignungsdiagnostik so intensiv beschäftigen, wie der Einsatz der Künstlichen Intelligenz (KI). Dabei bewegt sich die veröffentlichte Meinung auf einem Kontinuum zwischen Begeisterung und Verdammnis. Den einen erscheint die Künstliche Intelligenz als geradezu perfekte Alternative zur chronisch defizitären Personalauswahlpraxis. Andere sehen hingegen bereits die Herrschaft des Computers, über den Menschen, am Horizont aufziehen. Wieder andere wittern ganz einfach nur das große Geschäft. Doch wie sieht die Realität aus? Wo liegen die Chancen und wo die Risiken der neuen Technologie. Kann eine Software auf der Basis von Internetdaten abgesicherte Persönlichkeitsprofile von Menschen erstellen? Diese und weitere Fragen sollen im Folgenden beantwortet werden.
Als vor mehr als 140 Jahren Wilhelm Wundt an der Universität Leipzig das weltweit erste psychologische Forschungslabor gründete, war dies so etwas wie die Geburtsstunde einer neuen Wissenschaft. Die moderne akademische Psychologie wollte sich loslösen von ihren philosophischen Wurzeln. Sie wollte das menschliche Verhalten und Erleben nach dem Vorbild der Naturwissenschaften erforschen.
Die Personalauswahl gehört zu den wichtigsten Investitionen in die Leistungsfähigkeit einer Organisation. Jahrzehntelange Forschung zeigt, wie sich beruflicher Erfolg am besten prognostizieren lässt. Leider werden diese Erkenntnisse bestenfalls ansatzweise in der Praxis umgesetzt. Der vorliegende Beitrag skizziert die wichtigsten Defizite und zeigt auf, wie mit vertretbarem Aufwand die Personalauswahlpraxis vieler Unternehmen optimiert werden kann. Im Kern geht es dabei um ein betont rational gesteuertes Vorgehen, bei dem die Verantwortlichen sich von den tatsächlichen Anforderungen der Stelle leiten lassen und eindeutige Auswahlkriterien verbindlich definieren. Nachfolgend wird Schritt für Schritt – von der Sichtung der Bewerbungsmappen bis zum Assessment Center – vorgegangen.
Im vorliegenden Kapitel wird aus der Perspektive der Psychologie heraus zunächst der Frage nachgegangen, was unter dem Begriff einer sozial verantwortlichen Personalauswahl zu verstehen ist. Im Zentrum steht dabei der Abgleich zwischen den Anforderungen eines Arbeitsplatzes und den Merkmalen von Bewerberinnen und Bewerbern. In einem zweiten Schritt werden mögliche Gefahren für eine sozial verantwortliche Personalauswahl dargestellt. Sie liegen insbesondere in der mangelnden Professionalität der alltäglichen Auswahlpraxis. Im dritten Schritt werden Lösungsansätze diskutiert, die sich aus der Forschung ableiten lassen.