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Körperhaltung und Muskelspannung beeinflussen den Klang der Stimme. Aber gibt es auch einen Zusammenhang zwischen der motorischen Kontrolle der Nacken-, Gesichts- und Kieferregion und der Stimme? Die Pilotstudie mit 12 Sängerinnen ging dieser Frage nach und zeigt: Es ist sinnvoll, die motorische Kontrolle zu testen, wenn Patient*innen mit Stimmproblemen zur Physiotherapie kommen.
Hintergrund
Sprunggelenksverletzungen (SGV) sind die häufigsten Verletzungen des muskuloskeletalen Systems. Neben Schmerz, Schwellung und Funktionseinschränkung werden Zusammenhänge zwischen einem Sprunggelenkstrauma und Veränderungen am Becken bzw. Sakroiliakalgelenk (SIG) diskutiert. In der vorliegenden Studie wird geprüft, ob Wechselwirkungen von SGV und Veränderungen am Becken bzw. SIG bestehen.
Material und Methoden
In dieser Querschnittsstudie ohne Verblindung wurden 18 Probanden mit SGV und 22 gesunde Probanden am Becken und SIG untersucht. Der Zustand nach der SGV wurde anhand des FAAM-G-Fragebogens ermittelt. Die Evaluation der Beckenposition erfolgte mit Photometrie. Dabei wurden die Referenzpunkte SIAS und SIPS zueinander verglichen. Am SIG erfolgten Schmerzprovokationstests, um Veränderungen am SIG zu ermitteln. Die in beiden Gruppen erhobenen Daten wurden statistisch ausgewertet und verglichen.
Ergebnisse
Der funktionelle Zustand der Sprunggelenke unterschied sich zwischen der Kontrollgruppe und der Experimentalgruppe signifikant. Die Unterschiede bei den photometrischen Ergebnissen waren für die Beckensymmetrie nicht signifikant (SIAS p = 0,426; SIPS p = 0,779). Hinsichtlich der Schmerzhaftigkeit des SIG zeigte sich ebenfalls kein signifikanter Unterschied (p = 0,477).
Schlussfolgerung
Es konnten keine Positionsveränderungen des Beckens infolge eines Sprunggelenktraumas beobachtet werden. Auch zeigten sich keine Assoziationen zwischen SGV und Becken- bzw. SIG-Position.
Ein Fallbeispiel offenbart das komplexe Zusammenspiel von Kopfschmerzen und Alltagsbelastungen. Es macht deutlich, wie viele Ansätze es bei der Behandlung von Kopfschmerzerkrankungen gibt, und wie oft die Betroffenen von Pontius zu Pilatus geschickt werden, um adäquate Hilfe zu erhalten. Hierbei werden physiotherapeutische Interventionen außer Acht gelassen, oder sie dienen nur als ultimo ratio – zu Unrecht, wie aktuelle Studien belegen.
Volkskrankheit Kopfschmerz
(2018)
Ein Silvesterböller verletzt ein Kind schwer im Gesicht. Trotz Operation und Physiotherapie bleiben schlimmste Schmerzen und gravierende zentralnervöse Störungen. Der Elfjährige kann sich nur schwerlich mimisch artikulieren oder die Gesichtsausdrücke seiner Eltern interpretieren. Geholfen hat ihm eine Kombination aus Hands-on-Techniken und zeitgemäßen Behandlungsmethoden auf neurowissenschaftlicher Basis.
Ohne Worte
(2019)
„Hands-on!“ heißt der Schwerpunkt dieser Ausgabe der MSK, in der Hands-on/Hands-off- Herangehensweisen debattiert werden. Arne Vielitz und Dr. Claus Beyerlein, beide Herausgeber der MSK, baten daher Vertreter/-innen der 5 Mitglieder der Dachorganisation OMT-Deutschland um ein Statement zu folgenden Fragen: Was beinhaltet die muskuloskelettale Physiotherapie für Sie? Wie sieht eine gelungene/zeitgemäße praktische Umsetzung/Anwendung aus? Wie sehen Sie die muskuloskelettale Physiotherapie in der Zukunft? Wo geht die Reise hin?
Die Statements der 5 auf diese Fragen sind in alphabetischer Reihenfolge geordnet.
Bruxismus ist keine Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für Parafunktionen wie Zähnepressen oder Knirschen. Um Begleitsymptome des Bruxismus zu beeinflussen, ist eine Untersuchung des orofazialen und kraniozervikalen Systems sinnvoll. Die gefundenen auffälligen Zeichen leiten die Therapeuten in der muskuloskelettalen Therapie, die aus Hands-on und -off-Techniken besteht.
Für die Schmerzentstehung von Kokzygodynie können sowohl lokale als auch entfernte Strukturen verantwortlich sein. Deshalb gilt es, die Quellen der Symptome für jeden Einzelfall zu identifizieren und durch Clinical Reasoning zu untermauern. Da keine Korrelation zwischen den Symptomen und dem Grad der Steißbeinkrümmung besteht, lässt sich ein Behandlungserfolg nicht mit der Korrektur der Steißbeinstellung erklären. Der Therapieverlauf muss durch andere Parameter kontrolliert werden, wie z. B. Schmerzreduktion und Verbesserung der funktionalen Beeinträchtigungen. Da die Kokzygodynie eng mit psychosozialen Prozessen in Verbindung zu stehen scheint, ist bei Kindern und chronischen Schmerzgeschehen besondere Aufmerksamkeit geboten.
Eine gängige Behandlungsoption bei Kokzygodynie stellt die muskuloskeletale Therapie dar, über deren Wirksamkeit allerdings wenig bekannt ist. Aus diesem Grund ging dieser systematische Literaturreview der Forschungsfrage nach, ob sich Kokzygodynie mit muskuloskeletaler Therapie effektiv behandeln lässt. Obwohl die Validität der ausgewählten Studien eher gering ausfiel, waren ihre Ergebnisse durchweg positiv. Insgesamt erwies sich muskuloskeletale Therapie bei Kokzygodynie als effektive Behandlungsform.
Zervikogene Kopfschmerzen werden als durch Dysfunktionen in der hochzervikalen Wirbelsäule verursachte Kopfschmerzen beschrieben. Einige medizinische Disziplinen betrachten diese Kopfschmerzform aufgrund unzureichender pathobiologischer Erklärungsmodelle kritisch oder halten sie teilweise sogar für nicht existent, während sie die neuromuskeloskeletale Therapie als eigenständige Entität anerkennt.
Anhand einer systematischen Literaturrecherche reflektiert die vorliegende Arbeit sowohl die gängigen Diagnosekriterien als auch die Unterschiede und Überlappungen von zervikogenem Kopfschmerz zu Migräne ohne Aura bzw. Spannungskopfschmerz unter Einbeziehung des tatsächlich vorherrschenden pathobiologischen Mechanismus.
Mit der Überlegung peripherer und zentraler Sensibilisierungsprozesse zeigten sich deutliche Überschneidungen im Bereich der pathobiologischen Mechanismen von zervikogenem Kopfschmerz, Migräne ohne Aura und Spannungskopfschmerz. Daher sollten die Diagnosekriterien um diesen Hintergrund erweitert bzw. angepasst werden. Aus manualtherapeutischer Sicht ergibt sich die mögliche Behandlung dieser Kopfschmerzarten nach eingehender struktureller Untersuchung und Screening angrenzender Faktoren unter Beachtung der zugrundeliegenden Schmerzmechanismen.
Die Lumbale Spinalkanalstenose (LSS) bezeichnet eine symptomatische Verengung des Spinalkanals aufgrund einer kongenitalen Erkrankung (primäre LSS) oder eines degenerativen Prozesses (sekundäre LSS). Laut Schätzungen unterziehen sich 40 % aller von LSS betroffenen Patienten innerhalb der ersten 10 Jahre einem chirurgischen Eingriff. Ziel dieses Reviews ist, die Effektivität einer Rehabilitation, einschließlich individualisierter Physiotherapie, mit der herkömmlichen Versorgung nach einer Operation der LSS zu vergleichen.
Die Datenbanken CENTRAL, MEDLINE, DIMDI, PEDro und PubMed wurden systematisch nach randomisierten kontrollierten Studien durchsucht, die bis November 2018 durchgeführt wurden. Vier Studien wurden in den Review eingeschlossen. Die Gesamtqualität der Evidenz erwies sich dabei als moderat. Die Interventionen erfolgten unmittelbar während des Krankenhausaufenthalts oder innerhalb von 6–12 Wochen postoperativ und beinhalteten statt individualisierter Physiotherapie lediglich unspezifische Gruppentherapie. Die Kontrollgruppen erhielten herkömmliche Versorgung oder Empfehlungen zum postoperativen Verhalten. Die Analyse ergab keine Unterschiede zwischen den Gruppen in Bezug auf funktionellen Status und Rückenschmerzen kurz- und langfristig. Lediglich bezüglich Beinschmerzen zeigte sich eine signifikante Differenz zugunsten der Interventionsgruppe (SMD –0,22, 95 % KI –0,43 bis –0,01).
Nicht individuelle Physiotherapie zeigt demnach im Vergleich zur herkömmlichen Versorgung keine kurzfristigen Effekte hinsichtlich Funktion und Schmerz, jedoch einen kleinen klinisch relevanten und signifikanten langfristigen Effekt im Hinblick auf Beinschmerzen. Die geringe Anzahl an eingeschlossenen Studien und die moderate Qualität der Evidenz unterstreichen die dringende Notwendigkeit qualitativ hochwertiger Studien, die die Wirkung einer individualisierten, patientenzentrierten und evidenzbasierten Physiotherapie untersuchen.
Der 8-jährige Roy kommt wegen massiver Kopfschmerzen in die Praxis des Physiotherapeuten Dr. Harry von Piekartz. Dieser entschließt sich zu einer Mobilisation des Neurokraniums. An den beiden nächsten Tagen geht es Roy so gut wie seit langem nicht mehr. Am dritten Tag jedoch verschlechtern sich seine Symptome dramatisch.
Schmerzen im Bereich des Steißbeins werden häufig unter dem Begriff Kokzygodynie zusammengefasst. Ursache der Beschwerden können hierbei lokal oder entfernt liegende Strukturen sein. Außerdem gibt es eine Reihe von inneren und psychischen Erkrankungen, die eine Kokzygodynie vortäuschen können und differenzialdiagnostisch abgeklärt werden müssen.
Dieser Artikel gibt eine Übersicht über Anatomie, Ätiopathologie, Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Therapiemöglichkeiten bei Kokzygodynie. Der Schwerpunkt liegt dabei auf muskuloskeletaler Therapie. Es werden Techniken am Steißbein aus 4 manualtherapeutischen Konzepten vorgestellt.
Klinische Klassifikation von Gesichtsschmerzen : Implementierung der Evidenz in die klinische Praxis
(2017)
Orofaziale Schmerzen sind aufgrund ihrer Komplexität schwierig zu diagnostizieren. Die Autoren bieten einen Überblick über die Pathophysiologie und die beitragenden Faktoren der orofazialen Schmerzen inklusiver einer Klassifikation, die Physio- und Manualtherapeuten in der Praxis unterstützt – Handwerkszeug, um Patienten mit Gesichtsschmerzen adäquat zu untersuchen und zu therapieren.
Die funktionelle Dysphonie (FD) präsentiert sich klinisch mit ventralen Halsschmerzen, Heiserkeit und Stimmstörungen. Organisch liegt kein pathologischer Befund vor, aber möglicherweise spielen laryngeale Strukturen, die Muskulatur und neurale Ansteuerung eine ursächliche Rolle. Die FD wird zwar primär von Logopäden und Sprachtherapeuten behandelt, aber spezialisierte Manualtherapeuten können wesentlich dazu beitragen, dass die Therapie erfolgreich verläuft.
Viele „Overhead Athletes“ leiden am Glenohumeral Internal Rotation Deficit Syndrome (GIRD; glenohumerales Innenrotationsdefizit). Die persistierenden Schulterbeschwerden werden durch Überbelastung im oberen Quadranten verursacht. Bislang ist der Einfluss der orofazialen Region und der dentalen Okklusion auf die (motorische) Funktion bei den betroffenen Patienten nicht systematisch erforscht.
Diese Fallserie untersuchte bei (semi)professionellen Overhead Athletes die Einschränkung ihrer Innen- und Außenrotation sowie der statischen Kraft in 4 Bewegunsrichtungen. Aufgrund der Resultate wurde aus der 1. Gruppe eine 2. Gruppe gebildet, die 3 manualtherapeutische Behandlungen und anschließend eine Dentalschiene erhielt.
Die multidisziplinäre Behandlung durch den Zahnarzt und einen (spezialisierten) Manualtherapeuten reduzierte signifikant die Beschwerden und Dysfunktionen. Eine orofaziale klinische Diagnose nach den Richtlinien der Diagnostic Criteria/Temporomandibular Dysfunctions (DC/TDM) und der okklusale kinästhetische Sensibilisierungstest (OKST) scheinen prognostische Indikatoren für die Behandlung des GIRD-Syndroms zu sein.
Die Kieferregion und die HWS stehen neuroanatomisch und biomechanisch in enger Verbindung zueinander. Darüber hinaus hat die kraniomandibuläre Region durch ihren funktionellen Aufbau, ihre anatomische Positionierung und ihre neurologische Wertigkeit eine Bedeutung für den gesamten menschlichen Organismus.
Das Ziel der Studie war es zu beobachten, ob eine durch eine veränderte dentale Okklusion hervorgerufene Veränderung im Mandibulabereich einen direkten Einfluss auf die aktive und passive physiologische HWS-Beweglichkeit ausübt.
Neben der Gruppenauswertung wurden die 61 Probanden zusätzlich von einem Zahnarzt in die verschiedenen Angle-Klassifikationen (Klasse 1, 2a, 2b und 3) eingeteilt und auf Unterschiede untersucht. Bei allen Probanden wurde die physiologische Beweglichkeit der HWS mit dem CROM Device gemessen und der Flexions-Rotations-Test (FRT) für die passive physiologische Bewegungsüberprüfung mit einem digitalen Goniometer durchgeführt. Die Messungen erfolgten jeweils 2-mal innerhalb eines kurzen Zeitabstands, und zwar einmal ohne und einmal mit Veränderung der Okklusion durch einen Papierstreifen.
Beim Vergleich der beiden Messungen der gesamten Stichprobe zeigte sich eine signifikant vergrößerte Beweglichkeit in jeder gemessenen Bewegungsrichtung. Zwischen den Angle-Klassifikationen waren keine signifikanten Unterschiede zu beobachten.
Kreuzbandrisse (Rupturen des vorderen Kreuzbands, VKB) ziehen oft eine langwierige Rehabilitation und Wiedereingliederung nach sich. Die physiotherapeutische Nachbehandlung beinhaltet aktive und passive Maßnahmen. Bislang existieren keine Studien zu neurodynamischen Aspekten der Rehabilitation von Kreuzbandrissen. Das Ziel der vorliegenden Studie bestand darin, die Veränderung der Bewegung des N. tibialis des betroffenen und nicht betroffenen Beins bei Probanden nach einer VKB-Ruptur zu untersuchen.
Bestandteil der verblindeten Untersuchung der 19 Probanden waren der Knee Outcome Survey für alltägliche Aktivitäten (KOS) und verschiedene Funktionsuntersuchungen (Slump-Test mit passiver Knieextension, Long Sitting Slump Test mit passiver Dorsalextension des oberen Sprunggelenks, Straight Leg Raise Test, belastete Dorsalextension im Stand). Die longitudinale Nervenexkursion des N. tibialis wurde mit bildgebendem Ultraschall in sitzender Slump-Position untersucht. Die Auswertung der Ultraschallvideos erfolgte mit einer Frame-by-frame Cross Correlation Software.
Die Ergebnisse zeigten eine signifikant geringere Nervenexkursion des N. tibialis am betroffenen Knie. Allerdings fand sich kein klinisch signifikanter Zusammenhang zu den Funktionsuntersuchungen.
In dieser Online-Befragung wird erforscht, ob eine OMT-Weiterbildung (orthopädische manuelle/manipulative Physiotherapie) die Employability (Beschäftigungsfähigkeit) verbessert und woran man eine Verbesserung erkennen könnte. Veränderungen durch die OMT-Weiterbildung, deren Vor- und Nachteile und weitere Themen waren Bestandteile der Befragung. Die statistische Auswertung erfolgte deskriptiv. 190 Fragebögen wurden ausgewertet, die Rücklaufquote lag bei 44,6 %.
Die Befragung zeigte, dass die OMT-Weiterbildung teilweise Vorteile mit sich bringt. Die Vorteile sind laut den Befragten eine verbesserte Behandlung und Beratung von Patienten, mehr Spaß und Motivation bei der Arbeit und eine erhöhte Patientenzufriedenheit. Keine Vorteile sind hingegen in Bezug auf eine bessere professionelle Position, Mehrverdienst oder eine verbesserte Zusammenarbeit mit den Krankenkassen zu erkennen. Zudem ist die Zufriedenheit mit dem Dachverband OMT-Deutschland eher gering. Dennoch würden über 90 % die OMT-Weiterbildung weiterempfehlen.
Es sollten weitere Studien in Bezug auf die Employability von Physiotherapeuten mit bestimmten Fort-/Weiterbildungen durchgeführt werden. Nach Aussagen der OMT-zertifizierten Physiotherapeuten nimmt die Employability nach der OMT-Weiterbildung zu. Die Beziehung zu dem Dachverband OMT-Deutschland scheint eher schwierig oder nicht vorhanden zu sein.
Eine Nackenflexion beeinflusst nachweislich die Mechanosensibilität von neurodynamischen Testungen der unteren Extremität. In der Literatur wird diskutiert, ob sich dieses Phänomen durch eine erhöhte (intraneurale) Spannung des Nervengewebes und/oder einen protektiven Reflexmechanismus des motorischen Systems erklären lässt. Bislang konnte kein protektiver Mechanismus in Form einer modifizierten muskulären Rekrutierung als mechanosensibler Parameter zwischen der passiven Nackenflexion und der unteren Extremität gemessen werden.
Alle in diese Querschnittsstudie eingeschlossenen 30 asymptomatischen, männlichen Probanden führten den neurodynamischen Straight-Leg-Raise-Test und Slump-Test durch. Um einen möglichen Einfluss der passiven Nackenflexion auf die muskuläre Rekrutierung der unteren Extremität festzustellen, wurden während dieser sensibilisierenden Bewegung die muskuläre Rekrutierung und das Bewegungsausmaß mittels Elektromyografie und Inertialsensorik (kinematische Messtechnik) gemessen.
Die Studienergebnisse bestätigten einen segmentübergreifenden Einfluss der passiven Nackenflexion auf die muskuläre Rekrutierung der unteren Extremität. Deren Muster deuten möglicherweise auf einen protektiven muskulären Mechanismus in endgradigen neurodynamischen Positionen hin.
Passive manuelle Bewegungen von Gelenk- und Neuralstrukturen werden häufig mit einem ersten (R 1 = erster fühlbarer Widerstand innerhalb einer passiven Bewegung) und zweiten Widerstand (R2 = fühlbarer Widerstand am Bewegungsende) gemessen.
Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die Zuverlässigkeit der Messung von R1 und R2. In den Datenbanken PubMed (Medline), The Cochrane Database, CINAHL und Web of Science wurde in einer systematischen Literaturrecherche nach Diagnostikstudien zu R1 und R2 gesucht und die eingeschlossenen Studien mit dem Quality Appraisal of Reliability Studies Tool (QAREL) bewertet.
Die Ergebnisse zeigten widersprüchliche Reliabilität bei neurodynamischen Tests. Passive Außenrotationen bei Schulterpathologien erzielten eine gute, passive akzessorische intervertebrale Bewegungen (PAIVM) eher eine geringere Reliabilität.
R2 scheint eine höhere Reliabilität als R1 aufzuweisen, und die Intrarater-Reliabilität bei neurodynamischen Tests besser zu sein als die Interrater-Reliabilität. Für die geringe Reliabilität werden verschiedene Ursachen diskutiert. Trotz der methodischen Mängel in einigen Studien scheinen Tests mit größerem Hebel eine höhere Reliabilität zu erreichen als PAIVM.
Die Behandlung des Schädels ist derzeit ein sehr schnell wachsendes Gebiet im Bereich des Assessments und der neuromuskuloskeletalen Behandlung. Ziel dieses systematischen Literaturreviews war es, eine Übersicht zu Studien bezüglich der Wirkung von passiven Techniken auf das Kranium zu geben.
Bei den 37 gefundenen Studien zu kieferorthopädischer Schienen-, kraniosakraler oder Manueller Therapie als passive Maßnahmen waren kraniomandibuläre Dysfunktionen das am häufigsten vorkommende Krankheitsbild.
Hinsichtlich der Wirkung der unterschiedlichen Therapieansätze unter anderem auf Kopfschmerzen ebenso wie auf psychische Probleme ergab sich für alle Behandlungstechniken nur geringe Evidenz.
Insgesamt lässt die derzeitige Studienlage keine eindeutige Aussage zur Effektivität der untersuchten Maßnahmen zu.
Möglichkeiten und Grenzen: Muss man bei Patienten mit Kopfschmerzen in der Diagnostik und Therapie zwischen den verschiedenen Kopfschmerzarten unterscheiden oder nicht? Professor Harry von Piekartz von der Osnabrücker Hochschule meint, ja. Trotz vieler Gemeinsamkeiten lässt sich zervikogener Kopfschmerz von anderen Kopfschmerzarten unterscheiden. Was Klassifikationen dabei leisten können und was nicht und welche Rolle die Neuroanatomie dabei spielt, erfahren Sie hier.
Das 10-jährige Bestehen physiotherapeutischer Studiengänge in Deutschland gibt Gelegenheit, Bilanz zu ziehen und die weitere Entwicklung zu überlegen. Der Artikel soll insbesondere auch jungen Kollegen Orientierung darüber geben, was es mit den verschiedenen Programmen und Abschlüssen auf sich hat und auf welche Qualitätsmerkmale zu achten ist.
An der 3-dreimonatigen Studie nahmen 43 Patienten (16 Männer) mit nach der International Classification of Diagnostic Criteria of Headaches (ICDH-ll) diagnostizierten zervikogenen Kopfschmerzen teil. Die Probanden wurden randomisiert in 2 Gruppen eingeteilt. Bei der Kontrollgruppe wurde nur die Zervikalregion manualtherapeutisch, bei der TMD-Gruppe zusätzlich die temporomandibuläre Region mit weiteren manuellen Therapietechniken behandelt, um einen zusätzlichen Einfluss auf die temporomandibulären Störungen auszuüben. Bei allen Patienten erfolgte eine Untersuchung vor der Behandlung, nach 6 Behandlungssitzungen und bei einem Follow-up nach 6 Monaten. Die Ergebniskriterien waren Intensität der Kopfschmerzen (gemessen anhand einer farbigen Analogskala), Neck Disability Index (niederländische Version), Conti Anamnestic Questionnaire, Abhorchen des Kiefergelenks mit dem Stethoskop, Graded Chronic Pain Status (niederländische Version), mandibuläre Deviation, Umfang der Mundöffnung und Druckschmerzschwelle der Kaumuskulatur.
Den Ergebnissen zufolge litten 44,1 % der Studienteilnehmer mit zervikogenen Kopfschmerzen an TMD. Die TMD-Gruppe wies nach der Behandlungsperiode eine signifikant verringerte Kopfschmerzintensität und eine verbesserte Nackenfunktion auf. Die Verbesserungen blieben während der behandlungsfreien Zeit bis zum Follow-up erhalten und traten bei der Kontrollgruppe nicht auf. Dieser Trend spiegelte sich auch in den Fragebögen und den klinischen temporomandibulären Zeichen wider. Die Beobachtungen lassen die Schlussfolgerung zu, dass die Behandlung der temporomandibulären Region bei Patienten mit zervikogenen Kopfschmerzen eine positive und langfristig anhaltende Wirkung hat.
Hintergrund
Basisemotionen werden über die Mimik ausgedrückt und sind ein wichtiger Kommunikator zur Außenwelt. Patienten mit Parkinson verlieren diese Fähigkeit aufgrund des häufig auftretenden so genannten Maskengesichts.
Ziel
Das Ziel dieser Arbeit war es, Unterschiede hinsichtlich der Emotionserkennung und -wahrnehmung zwischen Patienten mit Parkinson und gesunden Menschen zu identifizieren.
Methode
34 medikamentös eingestellte Patienten mit Parkinson wurden anhand des Facially Expressed Emotion Labeling Tests (FEEL) auf ihre Emotionserkennung anderer Personen und anhand der Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS) auf ihre Wahrnehmung der eigenen Emotionen untersucht. Die Ergebnisse wurden mit den Daten aus bereits vorliegenden Studien verglichen.
Ergebnisse
Patienten mit Parkinson hatten signifikante Probleme beim Erkennen von Emotionen in der Mimik im Vergleich zu Gesunden (p ≤ 0,001). Zusätzlich brauchten sie signifikant länger, die Ausdrücke den korrekten Emotionen zuzuordnen (p ≤ 0,001). Dabei korrelierte das Endergebnis des FEEL-Tests sehr stark mit der Reaktionszeit (p ≤ 0,001; r = –0,665). Auch die Wahrnehmung der eigenen Emotionen (TAS-26) war bei ihnen stark eingeschränkt (p ≤ 0,001). Der Zusammenhang zwischen den Ergebnissen des FEEL-Tests und der TAS-26 war gering (p = 0,020; r = –0,404).
Schlussfolgerung
Patienten mit Parkinson zeigten Beeinträchtigungen, Gesichtsausdrücke zu erkennen und sie den passenden Emotionen zuzuordnen. Merkmale einer Alexithymie konnten aber nicht festgestellt werden. Patienten mit einer guten Emotionserkennung scheinen geringere Schwierigkeiten zu haben, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen.
Hintergrund
Achillodynie wird häufig als Zeichen einer Überlastung der Achillessehne gesehen. Eine neurogene Komponente dieses Krankheitsbilds wird ebenfalls in Betracht gezogen. Bislang wurde dieser Zusammenhang nicht untersucht.
Ziel
Das Ziel dieser Studie bestand darin, das Bewegungsverhalten des N. suralis bei Bewegungen von Sprung-, Knie- und Hüftgelenk zu untersuchen. Besonderes Interesse galt dem physiologischen Zustand sowie pathologischen Aspekten bei Achillodynie.
Methode
In dieser Querschnittstudie ohne Verblindung wurden 29 Suralnerven von 15 gesunden Probanden (Gruppe A) und 6 Suralnerven von 3 Probanden mit Schmerzen oder Missempfinden der Achillessehne oder des lateralen Fußrands (Gruppe B) mittels diagnostischem Ultraschall untersucht.
Ergebnisse
Der N. suralis wies eine durchschnittliche Größe von 3,7 mm2 (± 0,05 mm2) bei Gruppe A und 4,1 mm2 (± 0,1 mm2) bei Gruppe B auf. Die laterale (Mlat) und anterior-posteriore (Map) Bewegung des N. suralis war bei Gruppe A beim Bewegungsweg von Dorsalextension zu Plantarflexion mit 3,89 mm in lateraler und 0,56 mm in anterior-posteriorer Richtung signifikant größer als bei Knieflexion und -extension (Mlat: p = 0,008; Map: p = 0,0115) sowie Hüftabduktion und -adduktion (Mlat: p = 0,0025; Map: p = 0,002). Innerhalb dieser Studie konnten signifikante Unterschiede zwischen beiden Gruppen bezüglich des Bewegungsverhaltens und der Größe des Nervs nicht nachgewiesen werden.
Schlussfolgerung
Der N. suralis weist bei Fußbewegung ein signifikant größeres Bewegungsausmaß in transversaler Richtung auf als bei Knieflexion und -extension sowie Hüftgelenkabduktion und -adduktion.
Seit Jahren schon hat Sarah J. das Gefühl, immer müder und weniger belastbar zu werden. Selbst im Garten schafft sie kaum noch was. Liegt es wirklich nur am Verlust ihres Mannes? Zunehmende Zahn- und Kieferschmerzen und Schmerzen im Thorax führen sie zur Physiotherapie. Dort rückt eine andere Vermutung in den Fokus.
Als Jane mit ihrer kleinen Schwester tobt, schießt ihr plötzlich ein starker Schmerz in Nacken und Kopf. So weit nicht ungewöhnlich und eine Indikation für Physiotherapie. Doch als die junge Studentin erzählt, dass der Kopfschmerz pulsierend ist, wird ihr Therapeut hellhörig und stellt die entscheidenden Fragen.
Ludwig ist irritiert. Auf seiner rechten Schulter hat sich eine sichtbare Beule entwickelt, die vor allem am Schreibtisch Schmerzen auslöst. Seinem Hobby, dem Kickboxen, kann er glücklicherweise noch nachgehen. Da die Beule weiter wächst und ihn seine Freundin darauf aufmerksam macht, dass er seinen Kopf schief hält, geht er zum Arzt und schließlich zu Physiotherapeut Prof. Dr. Harry von Piekartz.
Seit der Trennung von ihrem Freund klagt die 32-jährige Anne über morgendliche Kopfschmerzen, Parästhesien am Hinterkopf, Schwindel und verspannte Kiefermuskeln. Lange bleibt für ihren Hausarzt, die Psychologin und Physiotherapeut Professor Harry von Piekartz unklar, was die Symptome auslöst. Denn der Unruhestifter ist unsichtbar.
Sabine Krener ist enttäuscht. Sie bereitet sich auf einen Halbmarathon vor, hat aber zunehmend Probleme beim Laufen. Dass ihre Achillessehne schmerzt, kennt sie schon seit Jahren – nun wird es aber schlimmer, und es treten zudem ständig Krämpfe im rechten Bein auf. Zu allem Überfluss hat sie in den letzten sechs Wochen acht Kilo zugenommen.
Ein Date mit der IMTA
(2017)
Geoffrey Maitlands Behandlungsweise prägt die Physiotherapie bis heute und hat nichts an Aktualität verloren. 1992 gründete er mit von ihm ausgebildeten Instruktoren die Internationale Maitland Teacher Association (IMTA). Diese feiert am 27. Januar 2018 in Stuttgart ihr 25-jähriges Bestehen im Rahmen des physiokongresses. Es erwarten Sie zehn Vorträge von hochkarätigen Referenten.