@article{Hellmers2010, author = {Claudia Hellmers}, title = {{\"A}rztliches Handeln in der Geburtshilfe: Kriterien zur Entscheidungsfindung bei Interventionen}, series = {Geburtshilfe und Frauenheilkunde}, volume = {70}, number = {7}, doi = {10.1055/s-0030-1250065}, pages = {553 -- 560}, year = {2010}, abstract = {Fragestellung: Der geburtshilfliche Alltag ist in vielen Kliniken von hohen Interventionsraten gepr{\"a}gt. Geburtshilfliche Expertinnen m{\"u}ssen Entscheidungen treffen und diese verantworten. Beeinflusst wird dieser Prozess durch unterschiedliche Faktoren. Diese Arbeit geht der Frage nach, welche Entscheidungskriterien {\"A}rztinnen[1] nutzen, um sich f{\"u}r oder gegen die Durchf{\"u}hrung geburtshilflicher Interventionen (Sectio caesarea, Episiotomie, Geburtseinleitung, CTG-{\"U}berwachung) zu entscheiden. Zudem wird untersucht, ob sich diese Kriterien im zeitlichen Verlauf ver{\"a}ndern. Material und Methodik: L{\"a}ngsschnittliches qualitatives Design mit 2 Erhebungszeitpunkten. In 2 Kliniken wurden geburtshilflich t{\"a}tige {\"A}rztinnen (Assistenz-, Ober- und Chef{\"a}rztinnen) befragt. Zu T1 wurden insgesamt nā€‰=ā€‰26 und zu T2 nā€‰=ā€‰23 leitfadengest{\"u}tzte problemzentrierte Interviews nach Witzel unter Ber{\"u}cksichtigung der Experteninterviews nach Meuser und Nagel durchgef{\"u}hrt. Ergebnisse: Es konnten 20 Kategorien zur Entscheidung f{\"u}r oder gegen die Durchf{\"u}hrung geburtshilflicher Interventionen identifiziert werden. Die Ergebnisse deuten auf eine Dominanz der medizinischen Indikationen im Entscheidungsprozess hin, wobei h{\"a}ufig eine enge Anlehnung an abteilungsinterne Leitlinien erfolgt. Zudem werden neben mehreren strukturellen und subjektiven Faktoren insbesondere die Berufserfahrung der Expertinnen und die Ber{\"u}cksichtigung maternaler W{\"u}nsche als ausschlaggebende Entscheidungskriterien angef{\"u}hrt. Im zeitlichen Verlauf scheinen die meisten Entscheidungskriterien stabil zu sein. Ver{\"a}nderungen lassen sich jedoch mit wachsender Berufserfahrung erkennen. Schlussfolgerung: Geburtshilfliche Entscheidungen sind multifaktoriell und unterliegen medizinischen und nicht medizinischen Einfl{\"u}ssen mit einer gewissen zeitlichen Stabilit{\"a}t. Um den individuellen Bedingungen geburtshilflicher Situationen gerecht zu werden, m{\"u}ssen die getroffenen Entscheidungen stets evaluiert werden. Eine hohe Reflexionsf{\"a}higkeit der Expertinnen ist damit unabdingbar, auch f{\"u}r den eigenen Lernprozess und die hohen Anforderungen des Berufs.}, language = {de} }